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Selbstverletzung

Selbstverletzer ritzen, stechen, schnibbeln und verbrennen sich vorsätzlich. Einige führen auch Gegenstände unter ihre Haut ein, kauen und nagen am eigenen Fleisch, verätzen ihre Haut mit Chemikalien, schlagen sich, bis sie an Blutergüssen und Knochenbrüchen leiden oder nehmen giftige Substanzen ein. Viele der genannten Methoden können natürlich sichtbare Verletzung hervorbringen. Doch die meisten Menschen verstecken ihre Blutergüsse, Narben und Schnittverletzungen. Es kann jedoch sein, dass doch jemand auf diese Verletzungen aufmerksam wird. Dann werden sie als Unfallfolgen dargestellt. Da es einfacher ist, als sich mit dem Schmerz zu befassen, der sich hinter diesen Verletzungen verbirgt, wird diese Erklärung auch gerne akzeptiert.

 

 

Dadurch können Schuld- und Schamgefühle schon in sehr jungen Jahren entstehen. Diese Gefühle kommen oft auch daher, dass die Betroffenen zu schnell von anderen Menschen verurteilt werden, anstatt dass man sich um Verständnis bemüht.

Die meisten Leute verletzen sich immer wieder, wenn sie erst einmal damit angefangen haben. Die Art des SVVs hängt größtenteils davon ab, was man gerade zur Hand hat. Je nachdem welche Gefühle den Drang zum SVV ausgelöst haben, wählen manche Betroffene immer wieder andere Praktiken. Die meisten SVVler bauen nach einiger Zeit einen emotionalen Panzer auf. Sie wirken nach außen hin selbstbewusst und laut, aber die Wut und der Schmerz in ihrem Inneren werden immer größer.

 

 

Das sind die Starken, die unter Tränen lachen,

die eigene Sorgen verbergen

und andere glücklich machen.

 

 

Selbstverletzung ist kein Selbstmordversuch

Oft werden Selbstverletzungen für Suizidversuche gehalten. Die Selbstverletzung führt zwar zu einer Schädigung des Körpers, ist aber normalerweise nicht lebensbedrohlich. Es geht nicht ums Sterben, sondern um Verletzung. Die „Opfer“ tun das, um mit dem körperlichen Schmerz gegen den seelischen anzukämpfen. Ursachen eines solchen Verhaltens sind z.B. ein Trauma in der Kindheit, Missbrauch, eine Vergewaltigung, einfach nur Probleme mit den Eltern oder Ärger in der Schule (Stress). In Situationen des SVV ist es sehr wichtig einen Ansprechpartner zu haben, dem man vertraut.

 

 

Wenn Menschen dich verlassen,

wenn Liebe wie Glas zerbricht,

dann musst du Gott umfassen,

denn er verlässt dich nicht!

 

 

Wer verletzt sich und warum?

Am stärksten von Selbstverletzung betroffen sind Mädchen, die keine Vertrauensperson haben. Sie wissen nicht wohin mit ihrem Kummer und so staut sich alles in ihnen. Das fließende Blut ist wie ein Druckventil. Der Körper kann dem Druck einfach nicht mehr standhalten.

Obwohl die Verletzungen durchaus sehr schwer sein können, spüren die Betroffenen bei der Selbstverletzung wenig bis gar keinen Schmerz. Das Schmerzgefühl setzt oft, manchmal sogar für Stunden oder Tage, aus. Sobald etwas passiert, das negative Gefühle auslösen könnte, wird das Bedürfnis des SVVs immer wieder kommen. Denn dieses Verhalten kann die Ursachen des seelischen Drucks nicht beseitigen.

Viele SVVler wünschen sich verzweifelt mit der Selbstverletzung aufhören zu können. Da sie jedoch Angst haben, nicht verstanden zu werden, suchen sie auch keine Hilfe. Selbstverletzung wird übrigens zu den Fehlfunktionen des Gehirns gerechnet. Eine psychische Störung, eine Persönlichkeitsstörung oder sogar Schizophrenie können SVV zur Folge haben.

 

An einer Persönlichkeitsstörung leidet man, wenn man ernsthafte Schwierigkeiten mit seinen Mitmenschen hat, man mit seinem Job nicht mehr klar kommt oder einen die eigene Lage überfordert. Leute mit geringem Selbstwertgefühl und unberechenbaren Gefühlen leiden oft an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie neigen zu Glücksspiel, Diebstahl und Fressanfällen. Bei den meisten Betroffenen wird die Borderline-Störung diagnostiziert.

Die zweithäufigste Diagnose ist eine „histrionische Persönlichkeitsstörung“. Menschen die daran leiden, stellen permanent Forderungen und sind abhängig.

Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung gelten bei Psychiatern grundsätzlich als unheilbar, denn es gibt keine Medikamente um die Persönlichkeit zu verändern.

Psychologen haben für Selbstverletzung viele Erklärungen: Umgang mit emotionaler Anspannung, Zustände der Dissoziation, gegen sich selbst gerichtete Wut, Selbstbestrafung, Bestrafung anderer Menschen und Re-Inszenierung traumatischer Erlebnisse.

 

 

 

Alles in der Welt ist merkwürdig und wunderbar

für ein Paar geöffnete Augen!

 

 

Was Freunde tun können

Ihr könnt nur sehr schwer verstehen, warum sich Menschen absichtlich Verletzungen zufügen, wenn ihr euch nicht selbst verletzt. Zunächst solltet ihr verstehen lernen, warum das Mädchen/der Junge sich selbst verletzt. Auch was es für sie bedeutet und wann sie es tun.

Um herauszufinden, wie ihr am besten helfen könnt, müsst ihr immer wieder verschiedene Ursachen bedenken, denn Selbstverletzung kann viele Gründe haben. Ihr solltet euer Besorgnis äußern und nachfragen, wenn ihr bei euren Freunden, eurer Familie Verletzungen bemerkt. Ihr solltet sie fragen, ob sie reden möchten. Wenn sie darauf angesprochen werden ist es oft eine Erleichterung, weil sie nicht von selbst darüber sprechen müssen. Wenn jemand Hilfe anbietet, die schon lange hätte kommen sollen und den seelischen Schmerz wahrnimmt, wird es sehr heilsam sein. Wenn ein Mensch sein SVV überwinden soll, braucht es Fürsorge und Aufmerksamkeit. Selbstverletzung ist eine Botschaft und ihr solltet diese entdecken. Auf keinen Fall solltet ihr wütend und ablehnend reagieren.

Louise Pembroke hat in ihrem Buch „Self-harm: Perspectives from personal experience“

klare Ratschläge gegeben:

  1. Seien Sie nie abweisend
  2. Stellen Sie kein Ultimatum
  3. Bieten Sie moralische Unterstützung an
  4. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihre Unterstützung nicht nötig ist, wenn die betroffene Person sich nicht selbst verletzt
  5. Geben Sie nicht auf, vor allem dann nicht, wenn es die Ärzte schon getan haben

(Übersetzt von Katja Glaeske)

 

 

Therapieformen

Eine Art der physischen Therapie sind Medikamente. Diese bekommen fast alle Betroffenen verschrieben, die sich in ärztliche Behandlung begeben. Dafür, dass sie das SVV dauerhaft in den Griff bekommen, gibt es jedoch keine Beweise. Außerdem haben alle Tabletten Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Wahrnehmung der Signale des Körpers durch einen Drogennebel, Hunger und Durst werden nicht erkannt und die Emotionen brechen nicht richtig aus.

Eine andere Möglichkeit ist die Elektrokrampftherapie. Es ist zwar nicht bekannt, was genau dabei im Gehirn vor sich geht, jedoch gilt diese Therapie als sinnvoll und effektiv. Es werden kurze Stromstöße durch Elektroden, die am Kopf befestigt sind, gesendet. Dadurch wird ein Krampfanfall ausgelöst. Damit es nicht zu Knochenbrüchen kommt, erhält man vorher etwas zur Muskelentspannung und eine Vollnarkose. Verwirrtheit und Gedächtnisverlust sind vorübergehende Folgen, können jedoch auch zum Dauerzustand werden.

Nun gibt es noch zahlreiche andere Therapieformen. Psychologische Therapien wie die Verhaltenstherapie, die traumazentrierte Therapie, die Spezialtherapie, die Dialektisch- Behaviourale Therapie und die Familientherapie. Ich werde sie euch jetzt nicht alle genau beschreiben. Ihr werdet mit Fachleuten zusammen beschließen, welche Art für euch am effektivsten ist. Vor diesem Gespräch braucht ihr auf gar keinen Fall Angst zu haben. Die Leute sind sehr nett und die richtigen Therapeuten lassen einem auch die nötige Zeit. Ihr solltet außerdem nicht gleich aufgeben, wenn die erste Therapie keine Wirkung zeigt. Das ist wie im Alltag, man kann nicht mit jedem klar kommen. Bitte nicht die Hoffnung verlieren!


Gott gebe mir die Gelassenheit,

Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Ding zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

 

 

 

Wie ihr euch selbst helfen könnt

Beim Versuch mit dem SVV aufzuhören kann eine Selbsthilfegruppe sehr hilfreich sein. Dadurch, dass die Gefühle, das Wissen und die Erfahrungen geteilt werden, fühlt man sich verstanden und man unterstützt sich gegenseitig. Diese Gruppen müssen jedoch leider selbst finanziert werden. Ihr erhaltet telefonische Unterstützung und Verständnis. Ihr trefft euch wöchentlich an einem Ort, wo ihr ungestört reden könnt. Dort bekommt ihr Arbeitsblätter und schreibt Rundbriefe. Auch Poesie gehört dazu. Das Wichtigste jedoch (finde ich) ist, dass ihr viele neue Freunde findet.

 

Als erstes solltet ihr selbst davon überzeugt sein, dass ihr mit der Selbstverletzung aufhören wollt. Da die Meisten längst davon abhängig sind, kann dies sehr schwer werden, aber mit der nötigen Hoffnung ist es durchaus zu schaffen. Möglicherweise erinnert ihr euch an die Zeit, wo ihr euch noch nicht selbst verletzt habt. Versucht wieder genauso zu handeln wie damals. Ihr müsst das SVV durchbrechen! Natürlich benötigt ihr dazu Hilfe. Die erhaltet ihr z.B. in einer Therapie.

Ihr müsst lernen euch selbst zu verstehen!

 

“Versuchen auf SVV zu verzichten!“ heißt es nun. Durchlebt eure Gefühle! Es ist schon ein großer Fortschritt, wenn ihr auch nur eine Stunde ohne (den Gedanken an) SVV auskommt. Versucht euch abzulenken. Irgendwann werden ihr dann soweit sein, dass ihr auch Wochen und Monate ohne SVV leben könnt. Am einfachsten ist es, wenn sich eine Person bereit erklärt (am Anfang auch Tag und Nacht) für euch da zu sein.

Es ist sehr beruhigend, wenn man weiß, dass sich jemand um einen kümmert. 

 

 

Es ist ein Kampf mit Selbstverletzung aufzuhören. Du kannst jedoch beginnen dich selbst zu lieben, wenn du auch nur einen Menschen hast, der bedingungslos für dich kämpft und an dich glaubt!